Präzisionswerkzeug „made in Kall“
Das Unternehmen „F+E Formenbau und Entwicklung“ öffnete die Türen für das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ – Geschäftsführer Richard Korth mahnte, sich früh genug mit dem Thema „Unternehmens-nachfolge“ auseinanderzusetzen
Kall – Formen zu produzieren, um damit in die Serienfertigung zu gehen, ist im Grunde genommen eine sehr alte Technik. Bereits in der frühen Bronzezeit wurden metallische Schmuck- und Gebrauchsgegenstände hergestellt, indem man geschmolzenes Metall in eine Form goss. Und schon damals gab es Kleinserien. Was man hingegen heute unter einem modernen und hochtechnischen Spritzgussverfahren verstehen darf, das konnten jetzt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“ erfahren, die bei der Kaller „F+E Formenbau und Entwicklung GmbH“ zu Gast waren.
„F+E“ konstruiert und realisiert komplexe Spritzgusswerkzeuge für viele verschiedene Industriezweige. Die Fertigung der entsprechenden Werkzeuge reicht vom Prototypenwerkzeug aus Aluminium über günstige Werkzeuge für Kleinserien. Das Unternehmen ist mittlerweile weltweit tätig: Kunden in Europa, Asien und Amerika werden beliefert. In diesem Jahr feiert das Unternehmen seinen 25. Geburtstag.
Grund genug also für die Partnerinitiative von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen (KSK), mit dem beliebten Unternehmerfrühstück in Kall Station zu machen. „Sie verfolgen Ihren Weg, verbessern Ihre Produkte und investieren permanent“, lobte Holger Glück, Vorstandsmitglied der KSK, das Unternehmen „F+E“. Wer sich vorstelle, dass in Kall auch Formen für medizinische Werkzeuge hergestellt würden, der ahne, mit welcher Präzision und Zuverlässigkeit vor Ort gearbeitet werden müsse.
Geschäftsführer Richard Korth berichtete, dass er das Unternehmen gemeinsam mit Robert Krudwig vor 25 Jahren in Gemünd gegründet habe, damals noch mit einer Beteiligung der Firma Eifel-Spritzguß. 1994 sei das Unternehmen „F+E“ ausgegliedert worden. In den Folgejahren habe man die Firma mit modernen Maschinen ausgestattet. Der Kundenstamm sei rasch angewachsen. 2006 sei man in eine größere Halle umgezogen. Zwei Jahre später habe man sich dann von der Firma Eifel-Spritzguss getrennt.
„2013 war unsere Halle in Gemünd aufgrund von Modernisierungen im Maschinenpark an die Kapazitätsgrenze angelangt“, berichtete Korth. Daher habe man sich für einen Neubau in Kall entschlossen. Auch dort wachse der Maschinenpark stetig weiter an. „Darüber hinaus haben wir verstärkt Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt, derzeit befinden sich 15 Prozent unserer Beschäftigten in einem Ausbildungsverhältnis“, so Korth.
Neben dem allgemeinen Maschinenbau sei das Hauptstandbein des Unternehmens der Werkzeugbau. Man stelle Prototypen in Aluminium und Stahl her sowie Serienwerkzeuge in Ein- und Zweikomponenten-Verfahren, berichtete Korth weiter. Diese kämen in der Medizintechnik, der Automobilindustrie und anderen Industriezweigen zum Einsatz. Die Werkzeuge seien von solcher Präzision, dass es nicht möglich sei, sie von Hand herzustellen. Daher müsse ein Computerprogramm die Planung und Ausführung übernehmen.
In seinem anschließenden Impulsvortrag wies Korth darauf hin, wie wichtig eine gutgeplante Unternehmensnachfolge ist. Dabei konnte er aus seinen eigenen Erfahrungen schöpfen, denn der 60-Jährige arbeitet bereits jetzt seine Tochter Isabell in die Nachfolge ein und will ihr bis zu seinem 65. Lebensjahr noch mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Das Projekt „Unternehmensnachfolge“ solle man mindestens fünf Jahre im Voraus angehen, empfahl Korth. Die Praxis zeige jedoch etwas anderes. So ließen sich die meisten Unternehmer erst „kurz vor zwölf“ beraten. 31 Prozent der Betriebe, bei denen eine Nachfolgeregelung anstehe, fingen mit ihren Überlegungen erst sechs bis zwölf Monate vorher an. Wenn man dann noch bedenke, dass 47 Prozent der in Frage kommenden Unternehmen keinen passenden Nachfolger fänden, könne die Konsequenz nur sein, früher mit der Suche anzufangen.
Die Seniorunternehmer hätten darüber hinaus noch weitere Probleme: 42 Prozent forderten einen zu hohen Kaufpreis für ihr Unternehmen, 36 Prozent könnten emotional nicht loslassen und 30 Prozent warteten, um mit dem Verkauf die Altersvorsorge aufzustocken. Korth empfahl, frühzeitig Bankfachleute, Steuerberater und spezialisierte Rechtsanwälte in das Projekt „Unternehmensnachfolge“ einzubinden, um einen geordneten Übergang zu ermöglichen.
Der Allgemeine Vertreter des Landrats, Manfred Poth, verriet den Anwesenden, dass das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ im nächsten Jahr die 30. Veranstaltung feiert. Darüber hinaus stünden schon die ersten neuen Gastgeber für 2020 fest, darunter Haus Bollheim in Oberelvenich und das Hermann-Josef-Haus in Urft.
Poth wies die Unternehmerschaft im Kreis Euskirchen des Weiteren darauf hin, dass der Ausstieg aus der Braunkohle und der damit verbundene Strukturwandel sich auch auf den Kreis Euskirchen auswirken werde. „Der Kreis Euskirchen gehört mit zur Förderkulisse des Rheinischen Reviers, in das 15 Milliarden Euro bis zum Jahr 2038 fließen sollen“, so Poth. Von diesem Kuchen könnten auch die Unternehmen im Kreis Euskirchen und die Kommunen partizipieren. Die Fachdienststellen des Kreises seien bereits aktiv geworden, um entsprechende Projektlisten zusammenzustellen.
Eifeler Presse Agentur/epa