„Fachkräftemangel ist ein größeres Problem als Industrie 4.0“
20. Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, einer Partnerinitiative von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen, fand bei der Firma Hamacher Elektrotechnik in Obergartzem statt – Generationenwechsel ging erfolgreich vonstatten
Mechernich-Obergartzem – Von außen betrachtet ist die Firma Hamacher Elektrotechnik im Mechernicher Gewerbegebiet Obergartzem ein europaweit operierendes Wirtschaftsunternehmen, das sich unter anderem im elektrotechnischen Anlagenbau einen Namen gemacht hat. Von innen besehen aber handelt es sich nach wie vor um einen klassischen Eifeler Familienbetrieb, bei dem die Mitarbeiter ein Stück weit mit zur Familie gehören, und wo der Chef, Willi Hamacher, mit 71 Jahren immer noch aktiv am Arbeitsgeschehen teilnimmt. Wenn auch mittlerweile in zweiter Reihe, denn der Generationenwechsel wurde bei Hamachers bereits erfolgreich vollzogen.
Mit viel Understatement stellte der neue Firmenchef Andreas Hamacher am Mittwochmorgen beim Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, einer Partnerinitiative der Kreiswirtschaftsförderung und der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), das Unternehmen vor, das 1979 von seinem Vater Willi als Großhandel für die Elektroindustrie gegründet worden war und sich dank einer innovativen Geschäftsführung und ambitionierter Mitarbeiter rasch zahlreiche weitere Unternehmensfelder erschloss. „Seitdem sind wir gewachsen, gewachsen, gewachsen“, erinnerte sich Andreas Hamacher. Alle zehn Jahre habe man das Unternehmen baulich erweitert.
Mit seinen 120 Mitarbeitern gehört die Hamacher Elektrotechnik GmbH heute unter anderem zu den Spezialisten bei der Installation und Inbetriebnahme von Fördertechnik, womit zum Beispiel Gepäck-Sortier-Anlagen für Flughäfen gemeint sind oder auch Lager- und Kommissioniersysteme für große Verteilzentren wie Zalando, DHL oder UPS.
Zehn Jahre lang, so berichtete Andreas Hamacher, sei er in seine Aufgaben als neuer Chef hineingewachsen: „Wer sagt, dass man eine solche Übergabe in einem halben Jahr erledigen kann, dem glaube ich nicht.“ Man benötige allein schon viel Zeit, um die Mitarbeiter richtig kennenzulernen. Sehr viel Wert lege er darauf, ein Familienunternehmen zu leiten und daher im Betrieb auch untereinander ein familiäres Verhältnis zu pflegen. „Die Menschen, die hier arbeiten, sollen ein offenes Ohr für ihre Probleme finden. Das ist für mich das Wichtigste.“
Die Firma Hamacher habe sich den Anforderungen aus der Industrie stets angepasst. So auch, als diese signalisiert habe, nicht nur mit Einzelteilen beliefert werden zu wollen, sondern mit bereits zusammengebauten Funktionseinheiten. „Wir haben heute ungefähr 95 Prozent Industriekunden, die Schaltschränke samt Steuerung und Programmierung benötigten, um im ihrem Produktionsablauf ein bestimmtes Problem lösen zu können“, berichtete Hamacher. So seien schließlich zum Elektrogroßhandel der elektrotechnische Anlagenbau, der Energieanlagenbau, elektrotechnische Dienstleistungen sowie Industriemontagen und Inbetriebnahmen hinzugekommen.
Für die Überlebensfähigkeit des Unternehmens setzt Hamacher, so berichtete er in einem Impulsvortrag, nicht zu sehr auf „Industrie 4.0“. „Für mich ist der Fachkräftemangel ein viel größeres Problem. Wir haben 120 Mitarbeiter, aber es sind immer noch zu wenig.“ 20 bis 25 Prozent der Belegschaft besäßen einen Migrationshintergrund. Ohne diese Menschen wäre ein sinnvolles Arbeiten kaum noch möglich.
„Ich verstehe daher nicht, warum man immer von Flüchtlingskrise spricht“, so Hamacher. Vor allem für den europäischen Binnenmarkt sei es entscheidend, Menschen zu beschäftigen, die Fremdsprachenkenntnisse besäßen und den kulturellen Hintergrund anderer Länder kennen würden. „Wenn man diese Menschen mit ins Boot holt, dann erlebt man, dass sie eine sehr hohe Arbeitsmotivation besitzen“, so Hamacher.
Landrat Günter Rosenke lobte bei seiner Begrüßungsansprache vor allem das Engagement der Firma Hamacher, die sich innovativ dem Fortschritt angepasst habe. „Man hat alles in die Wege geleitet, um das einst kleine Unternehmen zu dem zu machen, was wir heute hier sehen.“
Holger Glück, Vorstandsmitglied der KSK Euskirchen, zeigte sich besonders angetan von der gelungenen Unternehmensnachfolge bei der Firma Hamacher. „Die Unternehmensführung ist nahtlos von dem Senior auf den Junior übergegangen, und das Unternehmen entwickelt sich weiter prächtig.“
Die Teilnehmer von „viertelvoracht“ trafen sich in der neu errichteten Verkaufs- und Lagerhalle, die knapp 2900 Quadratmeter umfasst und in der auf einer Ebene gearbeitet wird. Hier werden die Hamacher-Produkte auch für den Export verpackt. Bei einem Rundgang hatte man Gelegenheit, einen Blick in den Betriebs-Alltag zu werfen. Sowohl der Bereich Großhandel mit Lager und Verpackung, als auch der Bereich Anlagenbau konnte besichtigt werden.
Erstaunt nahmen die Teilnehmer auch den unternehmenseigenen Dachgarten zur Kenntnis. Hier, hoch über den Dächern des Mechernicher Gewerbegebiets, reicht der Blick bis weit in die Zülpicher Börde. Für die liebevoll ausgesuchten Möbel und die Bepflanzung zeichnet ebenfalls ein Familienmitglied der Hamachers verantwortlich: Monika Hamacher, die Frau von Willi Hamacher, hatte es ich nicht nehmen lassen, den Dachgarten persönlich zu gestalten.
Am Mittwoch gab es auch ein kleines Jubiläum zu feiern: Das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, das von Kreiswirtschaftsförderin Iris Poth, Mitarbeiterin Barbara Valder sowie Alexandra Bennau und Rainer Santema von der KSK Euskirchen stets perfekt organisiert wird, fand bereits zum 20. Mal statt.
Eifeler Presse Agentur/ep