Euskirchener Baumeister sorgen weltweit für sichere Tragwerke
Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ zu Gast bei „Spitz-Ingenieure“ in der Kreisstadt – Auch im Bausektor sind Fachkräftemangel und Nachhaltigkeit die bestimmenden Themen – Immer mehr Beton wird durch Holz ersetzt
Euskirchen – Mit hoher Ingenieurskunst wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“, einer Partnerinitiative des Kreises Euskirchen und der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), am Mittwochmorgen vertraut gemacht. Gastgeber war diesmal das Unternehmen „Dr.-Ing. Spitz Ingenieurgesellschaft für Tragwerksplanung“ mit Haupt-Sitz in Euskirchen. Die Ingenieurgesellschaft sieht sich in der langen Tradition der „Baumeister“, die bereits seit der Antike ihre Bauwerke als harmonisches Produkt von handwerklichem Können und geistiger Leistung verstanden wissen wollten.
Markus Ramers, Landrat Kreis Euskirchen, nannte die Bauwerke des seit 40 Jahren weltweit agierenden Statik-Spezialisten „bemerkenswert und beeindruckend“, sie reichten vom Euskirchener Badeparadies bis zur Deutschen Botschaft in Washington. Derzeit sei die wichtigste Frage in der Baubranche, wie auf Dauer nachhaltiges Bauen gelingen könne und wie man den Fachkräftemangel in den Griff bekomme. „Das alles sind Themen, mit denen wir uns auch im Kreis Euskirchen beschäftigen“, so der Landrat, der in diesem Zusammenhang darauf hinwies, dass man im Kreis derzeit eine Ideenfabrik für nachhaltiges Wirtschaften aufbaue, die Ende des Jahres eröffnet werden solle. Bereits jetzt stehe ein Beratungsteam in diesen wichtigen Fragen den Unternehmen zur Verfügung.
KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück drückte seinen Respekt nicht nur vor den Leistungen der antiken und mittelalterlichen Baumeister aus, sondern auch vor der Weiterentwicklung der Baukunst in der Moderne. „Durch Ihren Berufszweig konnten Bauvorhaben realisiert werden, die man so früher nicht hätte umsetzen können“, so Glück an die Adresse des Geschäftsführers Dipl.-Ing. Arne Spitz, dessen Vater den Betrieb vor 40 Jahren als Ein-Mann-Büro gründete: „Ihre Familie ist ein Musterbeispiel für ein kreatives, mittelständisches Unternehmen, das sich permanent weiterentwickelt und sich dabei immer breiter aufstellt.“
Geschäftsführer Arne Spitz skizzierte kurz die Geschichte des Unternehmens, die mit Vater Heribert Spitz in einer Dachgeschosswohnung begann und heute in einem Vorzeigebetrieb an der Otto-Lilienthal-Straße in der Kreisstadt ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Vater Heribert ist weiterhin als Berater mit von der Partie, denn, so Arne Spitz: „Wie jeder weiß, ist Berufserfahrung Gold wert, deshalb lasse ich ihn nicht gehen.“
Mittlerweile verfüge das Unternehmen über drei Firmen. „Spitz-Ingenieure“ sei die Dach-Firma, des Weiteren verfüge man über zwei weitere Prüfbüros. „Wir sind im Ingenieurbau tätig, im Spezial-Tiefbau, im klassischen Hochbau und im Industriebau“, so Spitz. Die Referenzliste ist entsprechend vielseitig, so waren „Spitz-Ingenieure“ unter anderem involviert in folgende Projekte: Mercedes-Weltstadt-Center Köln, Kurhaus Hennef, Kinopolis Leverkusen, Badeparadiese Euskirchen und Sinzheim, Deutsche Botschaft in Washington, World Conference Center Bonn (WCBB), Bundesparteizentrale der FDP, Residenz des Deutschen UN-Botschafters in New York, Botschaft in Paris, Ronald Mcdonald Haus in Sankt Augustin und Mülheimer Brücke. Aber auch im Kreis Euskirchen haben „Spitz-Ingenieure“ ihre Spuren hinterlassen, etwa bei der Erweiterung des Kreisverwaltungsgebäudes, beim Veybach-Center, beim Museumsgästehaus Mottenburg oder der Hans-Verbeek-Schule. „Spitz-Ingenieure“ setzt aber nicht nur Großprojekte um, sondern auch Aufträge für Privatpersonen.
In Sachen Fachkräftemangel setze man auf ein umfangreiches Maßnahme-Paket. „Mit unserem neuen Bürogebäude schaffen wir ein attraktives Arbeitsumfeld. Bei uns gibt es auch einen Kicker, einen Billardtisch und einen Grill. Darüber hinaus bieten wir ein Jobfahrrad und eine zusätzliche Krankenversicherung“, berichtete Spitz. Wer Fachkräfte wolle, der müsse aber auch selbst ausbilden. Spitz: „Wir bilden seit 35 Jahren junge Leute als Bauzeichner aus. Das ist zeitintensiv, aber nur so kann man dem Fachkräftemangel entgegenwirken.“ Bei der Ausbildung von Ingenieuren biete man darüber hinaus ein Duales Studium an. Man gebe Studenten die Möglichkeit, ihre Bachelor- oder Masterarbeit bei Spitz zu schreiben. „Und wenn es ihnen bei uns gefallen hat, dann hoffen wir, dass sie auch bei uns bleiben“, so der Geschäftsführer. Weiterhin gebe man auch Quereinsteigern eine Chance, was er nur jedem Betrieb empfehlen könne.
Dem Thema Nachhaltigkeit widmete sich anschließend Dr.Ing. Juan Musto. „Derzeit sieht es so aus, dass der Gebäudesektor mir rund 40 Prozent der ausgestoßenen Emissionen die größte CO2-Quelle in Deutschland ist“, so Musto. Davon fielen 75 Prozent für Betrieb und Nutzung und 25 Prozent bei der Herstellung des Gebäudes an. Ein besonderes Problem stelle der Werkstoff Beton dar. Acht Milliarden Kubikmeter würden davon weltweit jährlich verbaut. „Das entspricht sieben Prozent der weltweiten CO2-Emissionen“, so Musto. Wie dramatisch diese Zahl sei, werde erst verständlich, wenn man bedenke, dass der Flugverkehr „nur“ zwei Prozent der Emissionen ausmache.
„Der Trend ist deshalb, immer mehr Beton durch Holz zu ersetzen“, berichtete der promovierte Ingenieur. Dabei setze man vor allem auf hybride Tragekonstruktionen, also einer Kombination aus Holz und Beton, um bei beiden Baustoffen die optimalen Eigenschaften zu kombinieren. Denn nicht jeder Träger ließe sich durch Holz ersetzen. „Holz hat zwar eine gute Ökobilanz, ist aber beispielsweise sehr schwingungsanfällig“, so Musto. Des Weiteren sei die Holzmodulbauweise auf dem Vormarsch, wie zum Beispiel beim Studentenwohnheim „Woodie“ in Hamburg zu sehen, dem derzeit größten Wohnbauprojekt dieser Art.
Die Zukunft halte hier noch manche Überraschung bereit. So werde beispielsweise an Baustoffen aus einem Pilzmyzel geforscht, mit dem man Bausteine quasi wachsen lassen könne. Aber auch das Drucken von Gebäuden, bei dem die Rohstoffe quasi direkt vor Ort verarbeitet würden, sei auf dem Vormarsch.
Eifeler Presse Agentur/epa
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