Einblicke ins Robotik-Labor
Unternehmensfrühstück „viertelvoracht“ zu Gast bei ID Ingenieure und Dienstleistungen in Großbüllesheim – Vortrag über Deep Learning und Maschinelles Sehen
Euskirchen-Großbüllesheim – An Hightech und komplexen Produktionsabläufen sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“, einer Partnerinitiative von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen, so einiges gewohnt. Denn so mancher Global Player im Kreis erlaubte bereits einen tiefen Einblick in seine Unternehmensstrukturen. Doch diesmal ging es quasi einen Schritt weiter in die Zukunft: ID Ingenieure & Dienstleistungen, weltweit besser bekannt als ID Engineering, präsentierten am Mittwochmorgen ihr Portfolio als zukunftsorientierter Maschinenbau-Spezialist. Und da blieb es nicht aus, dass die Besucher tief eintauchen mussten in KI, Deep-Learning-Prozesse, Maschinelles Sehen, Bildverarbeitung und Robotic.
Der strategische Partner im Sondermaschinenbau unterhält in Euskirchen-Großbüllesheim einen Unternehmenssitz mit Büros und Montagehallen, beschäftigt rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verfügt dazu noch über eine Zweigstelle in Duisburg. Geschäftsführer Michael Gottschalk, selbst ein Dauergast von „viertelvoracht“, freute sich, an diesem Vormittag einmal sein Unternehmen vorstellen zu dürfen.
Egal, ob für Montage-, Herstellungs-, Verpackungsprozesse oder gar für die Qualitätssicherung: ID Engineering, so berichtete Prokurist Tobias Butscheid, verfüge über ein vielseitiges Partnernetzwerk, das letztlich mit dazu beitrage, dass man „sehr interessante Maschinen“ bauen könne. Direkt vor Ort verfüge man über ein Robotik-Labor, wo man die technischen Konstruktionen testen könne. Nicht alles lasse sich am Bildschirm entwickeln.
„Wir gehören seit 2017 zur Schoeller-Gruppe und sind dort sehr stark in die technische Weiterentwicklung des Werks involviert“, berichtete Butscheid. Vor 25 Jahren sei man mit Ingenieurdienstleistungen gestartet, habe das Portfolio dann aber sukzessive erweitert. Heute betreibe man Sondermaschinenbau mit Montage und Inbetriebnahme im eigenen Haus. Die Fertigung von Einzelteilen lege man dabei in die Hände leistungsstarker Unternehmen im Kreis Euskirchen. Hauptaspekt sei bei allen Aufgaben stets die Automation. So beschäftige man sich mit Prozessautomation, baue Schaltschränke oder schreibe eigene Programme für die Maschinen. Doch auch für Bestandsanlagen entwickle man Konzepte, um beispielsweise die Sicherheitstechnik an der Maschine oder das Energiemanagement zu verbessern.
Überwiegend bewegen sich die ID-Experten zum einen auf dem Feld der Leichtbau- bzw. der kollaborierenden Robotik, zum anderen auf dem der Industrierobotik. Auf beiden Feldern ist die Bildverarbeitung das A und O. Mit Bildverarbeitung ist bei ID Engineering jedoch keine Nachkolorierung von Urlaubsbildern gemeint, sondern die Interpretation von Bildern aus Highend-Kameras, die allein in der 2D-Vision 1000 Bilder pro Minute produzieren können und das in einem Messbereich von 0,001 Millimetern. Genutzt wird diese Technik vor allem im Einlesen von Barcodes oder Matrix Codes. Darüber hinaus werden weitere Spezialkameras angewandt, die bis zu 751 Bildern pro Sekunde „schießen“ und auch mikroskopische Objekte erfassen können.
Spezialist für die Bildverarbeitung im Unternehmen ist Michael Sartor, der seit 15 Jahren Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt hat. Der 41-Jährige erklärte den Gästen, was man unter maschinellem Sehen versteht, und wie man Computern ermöglichen kann, Bilder und Videos so „wahrzunehmen“, dass dies dem menschlichen Sehen nahekommt. „Zum Einsatz kommt maschinelles Sehen vor allem bei industriellen Herstellungsprozessen, in der Automatisierungstechnik, bei der Qualitätssicherung und natürlich auch bei der Verkehrstechnik“, so Sartor.
„Wichtig sind bei der Bildverarbeitung auch Licht und Beleuchtung“, berichtete der Experte. So könnten Maschinen durch Infrarotkameras auch Vorgänge im nicht sichtbaren Bereich (Schweißnähte) erfassen oder mit einer Hyperspektralkamera beispielsweise Salz, Zucker und Backpulver unterscheiden, sprich: Unterschiede dort sehen, wo es dem Menschen extrem schwerfällt. Darüber hinaus arbeite man mit 360-Grad-Objektiven, die einen Gegenstand rundum betrachten könnten oder mit Flüssiglinsen, die in wenigen Millisekunden einen großen Schärfebereich durchliefen, ähnlich dem menschlichen Auge. Bildverarbeitung spiele in vielen Bereichen eine Rolle, zum Beispiel bei der Dimensions- und Schichtdickenmessung, bei der kosmetischen Bewertung von Oberflächen oder bei Pick&Place-Anwendungen in der Logistik.
Ein weiteres Schwerpunktfeld des Unternehmens ist das Deep Learning, ein Teilbereich der Künstlichen Intelligenz. Dabei wird unter anderem versucht, einem Computer vermittels entsprechender Software beizubringen, Bilder richtig zu interpretieren und beispielsweise einen Blaubeer-Muffin nicht für das Gesicht eines kleinen Hundes zu halten oder umgekehrt. Hier helfe nur ein ausdauerndes Training des Systems.
Anschließend hatten die Gäste die Möglichkeit, im Robotik-Labor einige Maschinen bei der Arbeit zuzuschauen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ID Engineering standen dabei für Fragen zur Verfügung und erklärten, welche Bewandtnis es mit den auf den ersten Blick nicht verstehbaren Abläufen hatte. Landrat Markus Ramers und KSK-Vorstand Holger Glück waren begeistert von dem großen Knowhow des Unternehmens und bedankten sich einmal mehr bei ihrem Team, Iris Poth, Alexandra Bennau, Timo Bong und Rainer Santema, für die Organisation des letzten Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“ in diesem Jahr und freuten sich bereits auf 2024, wo die Veranstaltungsreihe fortgesetzt werden soll.
Eifeler Presse Agentur/epa
Schreiben Sie einen Kommentar