Weimbs baut auch Orgeln für Japan und Norwegen
Gut 60 Unternehmer folgten einer Einladung der Partner-Initiative von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen zu Orgelbau Weimbs nach Hellenthal → Zum Gastgeber-Vortrag
Hellenthal – Der Ort, an dem sich gut 60 Unternehmer aus dem Kreis Euskirchen am Mittwochmorgen einfanden, besaß schon ein sehr außergewöhnliches Ambiente: Quasi im Schatten einer halbfertigen Orgel, die einmal die katholische Kirche direkt neben dem Geburtshaus des Komponisten Max Reger in Brand in der Oberpfalz mit neuem Leben erfüllen soll, wurden diesmal Kaffee und Schnittchen gereicht. Und obwohl man sich damit quasi in der Nähe einer Königin, zumindest einer Königin der Instrumente befand, ging es bei der Kontaktaufnahme zwischen den Unternehmern doch recht unprätentiös und freundschaftlich zu.
Eingeladen zum nunmehr neunten Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ hatte erneut die Partner-Initiative der Kreiswirtschaftsförderung und der Kreissparkasse Euskirchen (KSK). Landrat Günter Rosenke betonte, dass durch das Unternehmerfrühstück bereits viele wertvolle Kontakte geknüpft worden seien und bedankte sich vor allem bei Iris Poth und Claudia Albold von der Wirtschaftsförderung sowie bei Alexandra Bennau und Holger Glück von der KSK für die Organisation des Treffens. Der KSK-Vorstandsvorsitzende Udo Becker meinte, dass man erst bei den Unternehmerfrühstücken bemerke, wie viele Firmen aus dem Kreis Euskirchen in der ganzen Welt aktiv seien, was im besonderen Maße auch auf den Orgelbau Weimbs zutreffe. Betriebe wie Weimbs trügen die Marke „Kreis Euskirchen“ gewissermaßen nach draußen. Der Orgelbau verknüpfe darüber hinaus Tradition und Moderne auf bemerkenswerte Weise. „Hier im Orgelbau findet ein besonderer Techniktransfer statt, den wir im Kreis Euskirchen mit der Technikagentur, der Handwerkskammer, der IHK Aachen, der Kreiswirtschaftsförderung und der Kreissparkasse besonders fördern“, so Becker.
Der Orgelbau Weimbs ist bereits seit 70 Jahren in der Eifel zu Hause und wird mittlerweile in der vierten Generation geführt. Josef Weimbs gründete den Orgelbaubetrieb 1927. Sein Sohn Josef führte den Betrieb weiter. Heute sind Friedbert Weimbs und Frank Weimbs, der 1998 in die Firma einstieg, die leitenden Köpfe. Um die Jahrtausendwende errichteten die beiden in Hellenthal eine neue Werkstatt, die besonders durch ihren Turmbau auffällt, in dem Orgeln über zehn Meter Größe errichtet werden können. Bei der Firma Weimbs, so berichtete Frank Weimbs, sind derzeit 17 Mitarbeiter beschäftigt, die zusammen einen Jahresumsatz von 1,2 Millionen Euro erwirtschaften. Derzeit arbeiten die Orgelbauer an gleich vier Orgel-Neubauprojekten in Norwegen, Deutschland und Japan. Darüber hinaus werden drei Orgeln generalsaniert. Zurzeit arbeite man vor allem an der Ausweitung des Auslandsgeschäfts. Nur wenige wüssten beispielsweise, dass Tokio die Stadt mit den meisten Orgeln sei. Fast jeder Festsaal in einem größeren Hotel verfüge über eine eigene Orgel.
„Dienstleistungen sind für uns ein weiteres wesentliches Standbein“, so Weimbs weiter. So litten immer mehr Orgeln aufgrund des Klimawandels an Schimmelbefall, so dass man sich auch auf dem Gebiet der Schimmelbeseitigung spezialisiert habe. „Insgesamt haben wir über 100 Orgel-Pflegeverträge“, berichtete Weimbs.
„Unser Hauptaugenmerk liegt allerdings nach wie vor darauf, klanglich hervorragende Instrumente zu bauen“, so Weimbs. Dies sei das wichtigste Aushängeschild der Firma und mehr wert als jede ausgeklügelte Werbestrategie. Die Orgelbauer in Hellenthal kennen sich aber nicht nur mit der komplexen Mechanik von Barockorgeln aus, auch pneumatische, elektropneumatische und neuerdings auch rein elektrische Orgeln, die man sogar mit dem I-Pad bedienen kann, gehören zu ihrem Angebotsspektrum.
Den hervorragenden Ruf, den die Firma Weimbs genießt, hat sie vor allem einer Zahl von richtungsweisenden Orgelneubauten zu verdanken, die in der Fachwelt für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Sieben Jahre beispielsweise dauerte der Prozess, bis in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Michael in Weiden in der Oberpfalz die ersten Töne auf der Max-Reger-Gedächtnisorgel erklangen. Von den ersten Überlegungen über die statische Ertüchtigung des Standorts bis zum Gießen des Pfeifenmetalls in der eigenen Werkstatt, dem Bau der Orgel in Hellenthal und schließlich dem Aufbau vor Ort benötigte man 14 800 Stunden. Allein das perfekte klangliche Einstellen, die Intonation der fast 4000 Pfeifen, dauerte ein halbes Jahr.
Eine Orgel zu bauen, so begriffen die Besucher des Unternehmerfrühstücks, setzt mehr voraus, als nur ein extrem anspruchsvolles handwerkliches Können. Man braucht dazu eine ganz besondere Leidenschaft und eine große Liebe für das Instrument. Fast alle Mitarbeiter in der Orgelbaufirma sind daher auch selbst Musiker, viele spielen sogar Orgel oder leiten Chöre.
Sebastian Fusenig beispielsweise ist in seinem Privatleben Organist und Leiter des Männergesangvereins Eintracht Hellenthal. Bei der Firma Weimbs hingegen gießt er das Orgelpfeifenmaterial. Der Mann verstand es, seine Arbeit humorvoll zu kommentieren, während er mit einer über 320 Grad heißen Masse aus Blei und Zinn hantierte. Diese musste auf exakt 205 Grad abgekühlt werden, bevor das Material zu einer langen glänzenden Bahn ausgezogen werden konnte.
Frank Weimbs sprach abschließend auch einige Probleme im Orgelbau an. „Zum einen kämpfen bei uns immer Kunsthandwerk gegen Rationalisierung“, sagte er. Man müsse daher alles vermeiden, was zusätzliche Zeit koste. Zum anderen verliere das Handwerk immer mehr an Ansehen, und es sei vor allem auf dem Land schwer, junge Leute für diesen Job zu begeistern. → Zum Gastgeber-Vortrag
Eifeler Presse Agentur/epa