Unternehmer erhielten Lehrstunde in Nachhaltigkeit
„viertelvoracht“ machte Station im Seminar- und Tagungshaus Kloster Schweinheim – Ingenieur- und Architekturbüro Zurawski stellte sich und das geschichtsträchtige Gebäudeensemble vor – Kleine Workshops trainierten mehr Achtsamkeit
Euskirchen-Kirchheim – Auch Unternehmerinnen und Unternehmer benötigen ab und an eine Auszeit. Denn in der Hektik des Berufsalltags kommt die Selbstbesinnung oft zu kurz. Das Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“, eine Partnerinitiative der Kreiswirtschaftsförderung und der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), spendierte den gestressten Arbeitgebern daher jetzt einen Miniurlaub im Wohlfühlambiente samt Selbstfindungs-Workshop. Ausersehen dafür war das ehemalige Kloster Schweinheim, das auf gleich doppelte Weise das Interesse der Teilnehmer weckte. Denn zum einen hat dort das Ingenieur- und Architekturbüro Zurawski seinen Sitz, zum anderen hat Frank Zurawski das Gebäudeensemble, das inmitten einer grünen Oase liegt, 2005 erworben und es seither sukzessive und unter Einhaltung des Denkmalschutzes zu einem Seminar- und Tagungshaus um- und ausgebaut. Geleitet wird die Einrichtung von seiner Frau Anna Torge-Zurawski.
Nachdem die Teilnehmer von Landrat Günter Rosenke und KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück begrüßt worden waren, berichtete Frank Zurawski, dass das Kloster bereits 1238 gegründet worden sei. In der Gründungsurkunde finde man noch den Namen von Konrad von Hochstaden, dem späteren Erzbischof von Köln, der heute in der Johanneskapelle des Kölner Doms begraben liegt. „In den Gebäuden hier fanden wir zum Teil Fachwerk vor, das schon hunderte von Jahre alt war“, berichtete Zurawski. Doch die schöne Fassade einiger Gebäude habe getrogen. Was auf den ersten Blick noch recht gut erhalten ausgesehen habe, habe sich auf den zweiten Blick als in der Substanz geschädigt erwiesen. „In einem Gebäude war das Fachwerk mit Leichtbetonsteinen zugemauert, damit die Kühe es dort warm hatten“, so Zurawski. Dadurch habe man den Taupunkt verlagert, und das Holz sei weggeschimmelt. Einige für die Statik enorm wichtige Bundbalken seien gar nicht mehr vorhanden gewesen. „Darüber hinaus mussten wir allein an die 1000 Quadratmeter Dachfläche erneuern“, so der Architekt weiter.
Gestemmt wurden die Arbeiten durch eigene Leute. In der Spitze beschäftigte Zurawski zehn Mitarbeiter auf dem Klostergelände. Aufgrund des Denkmalschutzes durften die Räume nur von innen gedämmt werden. Auf einen Lehmunterputz wurde eine 18 Zentimeter dicke Weichholzplatte aufgebracht, darauf eine Schilfmatte und eine Wandheizung, so dass ein sehr gutes Klima in den Räumen herrscht und die Gebäude heute sogar den Standard von Niedrigenergiehäusern besitzen. Geheizt wird mit Hackschnitzeln, es gibt Fußboden- und Wandheizungen und insgesamt sieben wasserführende Heizkamine.
„Auch im Außengelände kümmern wir uns um Nachhaltigkeit“, so Zurawski. So habe man vor Ostern 3000 neue Gehölze gepflanzt. Weiterhin plane man eine dreireihige Hecke rund um das Kloster anzulegen. Zum Kloster gehören allein 15 Hektar Wiese, die von Weißen Gehörnten Heidschnucken beweidet werden, einer aussterbenden Rasse, die im Kloster Schweinheim – dem Namen zum Trotz – eine neue Heimat gefunden haben.
Im eigentlichen Leben kümmert sich das Ingenieur- und Architekturbüro Zurawski jedoch um weniger geschichtsträchtige Gebäude und hat sich weit mehr bei der Planung von großen Krankenhäusern einen Namen gemacht. Darüber hinaus ist man im Industriebau tätig und entwarf beispielsweise eine Wasseraufbereitungsanlage. Ein Sozialgebäude für 800 Mitarbeiter eines Energieversorgers und auch das Gebäude einer Werkfeuerwehr gehen ebenfalls auf das Konto der Architektengruppe. Dazu kommen Schulen und Kindergärten wie beispielsweise eine zehngruppige Einrichtung in Köln. Auch im Kreis Euskirchen hat das Architekturbüro bereits seine Spuren hinterlassen, so plante man die Erweiterung der Marienschule.
Nach einem Rundgang durch das Kloster mit besonderem Blick auf die Nachhaltigkeit der verwendeten Baumaterialien, bekamen die Teilnehmer von „viertelvoracht“ die Gelegenheit, in Schnupperseminaren auch einen Blick auf die Nachhaltigkeit im Lernen zu werfen. In geschützter und entspannter Atmosphäre sollten Erkenntnisse nicht nur über die kognitive Ebene erworben werden, sondern auch über Körpererfahrung.
Dabei hatte das Team rund um Anna Torge-Zurawski sich einiges einfallen lassen. So zeigten Anke Fehring und Alexander Jakubec den Dualismus von gesundem Körper und agilem Geist auf. Monika A. Pohl verriet den Teilnehmern ihres Workshops wie wichtig Achtsamkeit und Selbstfürsorge auch für Unternehmer ist. Eva Thiel vermittelte, wie man mit Charisma andere Menschen begeistern kann, und Barbara Brühl demonstrierte, dass es manchmal besser ist, die kognitive Entscheidungsfindung hintanzustellen und sich mehr auf sein Körpergefühl zu verlassen.
Nicht auf ihr Körpergefühl, sondern vor allem auf ihren Verstand hatten sich allerdings bei der Vorbereitung des Unternehmerfrühstücks Kreiswirtschaftsförderin Iris Poth und ihre Mitarbeiterin Barbara Valder sowie Alexandra Bennau und Rainer Santema von der KSK verlassen, die die Veranstaltung erneut im Vorfeld akribisch und professionell vorbereitet hatten, um den Unternehmerinnen und Unternehmern dieses besondere Erlebnis zu ermöglichen.
Eifeler Presse Agentur/epa